Der unfreiwillige Zwischenstopp

Gut gelaunt und erholt von der ersten Etappe haben wir in den tiefen Wäldern Smalands in dem kleinen Örtchen Malaskog die morgendliche Sonne begrüßt. Die Wirtin, Magdalena, brachte uns frisch und heiß, vermutlich durch den Filter gegossenen Kaffee, offensichtlich eigens geerntetes Obst des umgebenen Nutzgartens und auf den Punkt wachsweich gekochte Eier. Zwei Stück für jeden. Brot, Pölser, Käse und Marmelade hatte sie netterweise bereits am Tag bevor wir ankamen für uns im Kühlschrank deponiert. Es war alles sehr familiär. Zu Duschen bot sie uns bei sich im Haus an, was wir gerne annahmen, denn unsere Remise hatte nur eine Kaltwasserdusche neben der Sitzbank auf der Veranda. Allet schick also. Schnell frisch gemacht und ab in die Karre heading for Stockholm.

Ich hatte allerdings erstmal den Wunsch einige Action Sequenzen mit Horsti zu Filmen, denn der Weg, den wir am Abend zuvor von der letzten aspahltierten Strasse gen Magdalena nahmen war eine Schotterpiste. Mitten durch den dichten Wald, eng geschwungen mit aufs und abs, rechts und links ortsübliche Granitbrocken - Relikte der letzten Eiszeit. Gesagt, getan, setzten mich die Jungs mal eben am Waldrand ab und ich mich auf einen Stein. Mit beachtlicher Geschwindigkeit, mein lieber, Eddi, rasten wenige Augenblicke später gut zwei Tonnen feinster Schwabentechnik des letzten Jahrtausends an meiner Linse vorbei. Zunächst die eine, dann die andere Richtung. Geschwindigkeitsbedingt hatte ich wirklich Probleme den Spass in den Gesichtern der Jungs zu erkennen. Den aber hatten sie. Als sie mich wieder aufnahmen, entnahm ich einen zarten Hauch Adrenalin der sich beim Öffnen der hinteren rechten Tür verflüchtigte.

Nun aber los und auf den Asphalt. Alles lief wie am Schnürchen. Wir wählten zunächst eine etwas langsamere, abseits der Bundesstrasse gelegene Route hindurch die bewaldetet hügelige und durch kleine Seen gepägte Landschaft. Da hatten wir dann auch mal Zeit, die Füße ins frische, allerdings mit 23 Grad auch überraschend Warme Seewasser zu halten. Die Zeit drängte schon ein wenig, weswegen wir beschlossen bis zu unserer nächsten Unterkunft, kurz vor Stockholm-Zentrum durchzufahren. Kurz bevor wir den bis dahin für uns unbekannten Ort Malmköping ereichten, vernahmen wir ein klackerndes Geräusch. Ich bemerkte schnell, dass danach die Servolenkung ausgefallen war und Kai verwies auf die Battriewarnleuchte. Motortemperatur stieg sofort an. Also schnell runter von der Strasse landeten wir bei Grindas Glascafe. Haube auf. Blick rein. Keilriemnen hin. Einige Telefonate später war ein Abschlepper organisiert, Familie und Veranstalter kontaktiert und des Dilemmas aufgeklärt, wir aber hoffnungsvoll und optimistisch, dass sich alles zum Guten entwickelt.

War schon ein trauriger Anblick als der Abschlepper den Horst auf die Ladefläche zog. Er bat uns dann auch noch einzusteigen und so lange sitzen zu bleiben bis er uns wieder das Signal gibt, dass wir aussteigen können. Dann erst kippte er in einem letzten Akt die Ladefläche an und dann ging es los. Der Lkw wackelte, Horst auf ihm schunkelte und wir in ihm fühlten uns wie auf Schiffsreise in schwerem Seegang. Der Plan des Abschleppers  war, uns zunächst ins nahe gelegene Hotel oder, sollte das nicht klappen, des nahen Campingplatzes in Malmköping zu bringen, dann Horst beim Mechaniker abzuladen, damit der sich dann am nächsten morgen um ihn kümmern könnte. Hotel funktionierte. Zwar war noch niemand da, sollte aber in etwa fünf Minuten erscheinen. Also wurden wir abgeladen und Horst verließ uns erstmal.

Der Hoteleingang öffnete. Eine nette junge blonde Frau bat uns hinein. Mit Sack und pack kamen wir in die sehr dunkle mit dunkelrotem Teppich ausgelegte, schweren Ledersesseln bestückte und reichlichen mit dunkel lackiertem Eichenholz gestaltete Lobby. Es war totenstill, und augenscheinlich waren wir die einzigen Gäste. Mein erster Gedanke (und es stellte sich später heraus, dass Kai das Gleiche dachte) galt Stephen King's The Shining. Die junge Schwedin bot uns ein Einzelzimmer im Haupthaus sowie ein Doppelzimmer im von außen recht ansprechenden und üppigen Nebenhaus an. Schnell fiel die Wahl auf das Doppelzimmer - bei jedem von uns. Wer schonmal Shining gesehen oder gelesen hat, kann erahnen warum. Stellte sich aber im Lauf der Nacht heraus, dass Furcht unbegründet war und die Wahl des Doppelzimmers die unglücklichere Entscheidung zugunsten von Eddi und Kai. Noch dunkler als die Lobby, lag es im Souterrain und war nur wenig größer als das Einzelzimmer. Den Rest des Abends verbrachten wir dann ganz entspannt mit Pizza am nahe gelegenen und sehr ortsprägenden Exerzierplatz der ehemaligen Artillerie-Garnisonsstadt und einer den Abend ausklingenden kühlen Dose schwedischem Schwachbier.

Hier noch eine bildliche Zusammenfassung.




Cheers,
Möhre

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